Page 272 - Robert Charlier: Heros und Messias (1999)
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Friedrich  H ölderlin  em pfand  sein  J a h rh u n d e rte n ^  als  Jahrhun­
                   dertw ende.  Die  rudim entär  religiösen  Sehnsüchte der Goethezeit
                   verdichten sich in seinem Werk, Bilder von apokalyptischer Erschüt­
                   terung  und  messianischer Erlösung: »es w a r m it der Religion fast
                   so w ie  je tzt, da Christus in der W elt auftrat«  ( Januar 1799). Diese

                   kühne Zusam m enschau  der  Epochenbrüche verspricht  auch  Auf­
                   sch lu ß   fü r  unsere  S c h w e lle n z e it.  G egen  die  gro ß e n
                   Säkularisierungen  am  Ende  eines  Säkulum s  sträubt  sich  der  Ah­
                   nende  des  >Millenniums<. Er  m ahnt: Zurück  zur  utopischen  und
                   »politischen«  N atur  der  Religion, zu  den jüdischen  W urzeln  des
                   C hristentum s. Er beschw ört: Achill, Odysseus, Herakles -  Messias­
                   gestalten m it den Muskeln des M ythischen. Er verm eint zu wissen:
                   Um sonst nicht erw arten, die an sie glauben  und fü r sie käm pfen,
                   die  Rückkehr des heroischen  Richters der W elt.











































                                    ISBN 3-8260-1527-4
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