Page 142 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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Philologe, 1791 Gymnasialdirektor in Weimar, Freund Herders,
Wielands, Knebels und Johann Heinrich Meyers; Mitarbeiter der
maßgeblichen Zeitschriften (Teutscher Merkur; Journal des Luxus
und der Moden; Horen; Propyläen u. a.). Als Kritiker des Weimarer
Inszenierungsstils zunehmend auf Distanz zu Goethe, der die
Veröffentlichung von Theaterrezensionen Böttigers wiederholt
unterdrückte. Als Autor hinterließ er das Klatsch- und Tratschwerk
Literarische Zustände und Zeitgenossen. 2 Bde., Leipzig 1838.
DALBERG, KARL THEODOR ANTON MARIA, Reichsfreiherr von (1744-
1817). Erzbischof von Mainz, (letzter) Kurfürst (von Mainz) und
Reichskanzler; 1806 Fürstprimas des Rheinbundes, 1808 Gründer der
Karls-Universität in Aschaffenburg und deren Rektor bis zu seinem
Tode; Freund und Förderer von →Friedrich Wilhelm Gotter. Älterer
Bruder →Heribert und →Johann Friedrich Hugo von Dalbergs.
DALBERG, WOLFGANG HERIBERT, Kämmerer von Worms und Freiherr
von (1750-1806). Großhofmeister des Herzogtums Baden und Staats-
minister, ab 1778 Intendant des Mannheimer Nationaltheaters. Jün-
gerer Bruder von →Karl Theodor von Dalberg.
DALBERG, JOHANN FRIEDRICH HUGO VON (1760-1812). Jüngster Bruder
von →Karl Theodor und →Wolfgang Heribert von Dalberg. Zunächst
für das geistliche Amt bestimmt, dann Schulreformer in Trier; später
Schriftsteller, Musiktheoretiker und frühromantischer Komponist der
Mannheimer Schule; Freund Herders, den er 1788 nach Italien beglei-
tete. Dort schloss sich ihm zeitweise die verwitwete →Sophia von
Seckendorff an.
DEVRIENT, EDUARD (1801-1877). Schauspieler, Sänger, Theaterleiter
und -schriftsteller, u. a. Verfasser einer vielbeachteten Geschichte der
deutschen Schauspielkunst, 5 Bde., Leipzig 1848-74. Neffe des
berühmten Schauspielers →Ludwig Devrient.
DEVRIENT, LUDWIG, eigentlich DAVID LOUIS DE VRIENT (1784-1832).
Sohn eines Kaufmanns niederländischer Abstammung, aufgewachsen
in Potsdam, wo er mehrere Lehrstellen abbrach; Erweckung zum
Schauspielerberuf in Leipzig, Wandertheater mit Stationen in Gera,
Jena u. a., erfolgreiches Debüt in Dessau, dort erstes Festengagement.
1808 Flucht nach Berlin, wo ihm mit einem Opernauftritt unter Iffland
der Durchbruch gelang. Devrient (sprich: Devriehnt, trotz Bezugs zur
französischen Kolonie) wurde zu einem der am meisten gefeierten
Schauspieler des frühen 19. Jahrhunderts. Die moderne Reklamewelt
trug zu seiner Unsterblichkeit bei, indem sie den Schauspieler an der
Seite seines Berliner Freundes und Förderers E. T. A. Hoffmann im
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