Page 146 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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von Bühnengemälden.
                        JAGEMANN, CAROLINE HENRIETTE FRIEDERIKE (1777-1848). Tochter des
                           Weimarer  Hofbibliothekars  Christian  Joseph  Jagemann.  Stimmlich
                           begabt und früh gefördert; 1791 Schauspielausbildung bei Iffland und
                           Heinrich  Beck  in  Mannheim,  1797  erfolgreiches  Operndebüt  in
                           Weimar.  Die  Jagemann  spielte  alle  wichtigen  Frauenfiguren  des
                           klassischen Weimarer Repertoires, darunter eine Iphigenie, in der sie
                           charakterlich das genaue Gegenbild zu Corona Schröter verkörperte.
                           Durch ihre wachsende Dominanz innerhalb des Weimarer Ensembles
                           geriet sie heftig mit Goethe aneinander und verfasste sogar Satiren auf
                           dessen Regiestil. 1802 wurde sie Mätresse von Carl August, mit dem
                           sie zwei uneheliche Kinder hatte. 1809 wurde sie vom Herzog als Frau
                           von  Heygendorf  geadelt.  Querelen  mit  der  selbstbewusst  intrigie-
                           renden  Favoritin  seines  Dienstherren  waren  der  Grund  für  Goethes
                           Rücktritt als Theaterleiter im Frühjahr 1814.
                        KALB, SOPHIA FRIEDRIKE VON (1755-1820); verheiratete FREIFRAU VON
                           SECKENDORFF.  Tochter  Carl  Alexander  von  Kalbs,  angesehener
                           Beamter Leiters der Finanzbehörde unter Anna Amalia. 1779 Heirat
                           mit →Carl Friedrich von Seckendorff.
                        KAYSER,  PHILIPP  CHRISTOPH  (1755-1823).  Musiker  und  Komponist,
                           geboren in Frankfurt; 1775 Musiklehrer in Zürich. Von Goethe schon
                           früh bewundert und statt →Seckendorffs zur Vertonung seiner frühen
                           Singspiele  herangezogen  (Erwin  und  Elmire;  Jery  und  Bätely;
                           Claudine  von  Villa  Bella).  1781  Versuch  Goethes,  ihn  als  festen
                           Werkkomponisten nach Weimar zu holen; die Vertonung von Scherz,
                           List und Rache gab er auf, weitere geplante Bühnenmusiken gerieten
                           ins Stocken. An seine Stelle trat →Johann Friedrich Reichardt.
                        KIRMS,  FRANZ  (1750-1826).  Ab  1774  Sekretär  im  Hofdienst,  später
                           Landkammerrat  und  zum  Geheimen  Hofrat  befördert.  Vertrauens-
                           träger der herzoglichen Familie und des Weimarer Hofes, Verwalter
                           der Hofkapelle, Herr über das Theatergebäude an der Esplanade mit
                           umfassender  Budgetkompetenz;  Ansprechpartner  für  externe  Schau-
                           spieler  der  gastierenden  Truppen.  Kodirektor  für  das  Liebhaber-,
                           später das Hoftheater an Goethes Seite.
                        KNEBEL,  CARL  LUDWIG  VON  (1744-1834).  Aus  fränkischem  Adel,
                           Student der Rechte, Verfasser eigener Gedichte, im gleichen Jahr wie
                           Goethe von Anna Amalia als Erzieher des Erbprinzen Constantin nach
                           Weimar berufen (1774). Langjähriger Duzfreund und enger Vertrauter
                           Goethes,  Begleiter  auf  Reisen,  Anreger  bei  literarischen  Projekten,
                           Übersetzer  aus  dem  Altgriechischen,  Englischen  und  Italienischen;






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