Page 79 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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»Ewer Excellenz
Die Sorge, wegen Herreise der Schauspielerinn Maas Mißverstand
zu leiden, macht es mir zur Pflicht der Verehrung für Sie und der
Gerechtigkeit gegen mich selbst, mit Offenheit über diese Sache zu
reden.
Die Frau Maas steht hier im Begriff ihr Haus zu verkauffen. die
Tochter hat gespielt und gefallen, die Mutter und Tochter fragen an,
ob, da die Tochter gefallen, sie hier, wo durch Abgang der Schau-
spielerinn Eigensatz ein Platz erledigt ist, Engagement haben kön-
ne. Zur selben Zeit werden ihr durch den Schauspieler Hüray,
vorthei[l]hafte Anträge, beßere als man hier gewähren kann, gethan.
Andere von Frankfurt, sind hier für sie in Auftrag gegeben. Sie
selbst erklärte, nach Endigung Ihres Kontractes, Weimar, wo sie mit
dem Gehalt nicht auskomme, verlaßen zu müssen.
Unter diesen Umständen, da das Publikum sie sehr agreirte, XLIII
da ich vorher herrn Kammerrath Kirms den Vorgang anzeigen ließ
und Herr Pauli, keinen Einwand zurückbrachte ist ihr gestern die
schrifftliche Zusicherung ertheilt, daß sie, nach ihrem Antrage, mit
dem Ende des Kontracts zu Weimar, hier Engagement finden kön-
ne.
Uebrigens war sie vom lezten März bis 13 Aprill wirklich
kranck.
Die Neigung hier bei ihrem Eigenthum zu wohnen, war wohl die
Ursach weshalb sie 600 Thr von hier, den 800 Thr von Danzig vor-
zieht.
Der ganze Gegenstand ist für dort, wie ich glaube, unbedeutend.
Ich mögte nur nicht, daß Sie mich im Verdacht eines heimlichen
Arrangements hielten. Lieber wage ich es darauf daß Sie von mir zu
viel lesen.
Die Reisenden sind von innigem Danck für Ihre Güte durch-
drungen und ich, der ich Sie empfinde, wenn ich mir nicht an-
maaßen kann Sie zu verstehen, sehne mich nach dem Augenblicke,
wo ich Ihnen sagen darf, wie ich nach Ihrem Sterne schaue!
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