Page 75 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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mir alle zwei Jahre etwa einen Monat Reise-Urlaub zu gestatten.
                          So lange die Reise nach Lauchstädt nöthig ist, oder nach Erfurt,
                        kann, außer den Operetten, leicht ein Anderer meine Rollen über-
                        nehmen.  Ich  wende  nichts  ein,  wenn  der  Fall  sich  so  träfe,  nach

                        Gotha oder einen andern ähnlichen Ort mitzugehen. Einige Kom-
                        pensazion der Quartier-Unkosten ist etwas, das ich nach seiner na-
                        türlichen Billigkeit hier nur im Vorbeigehen berühre. 
                                                                                                  98
                        Weimar den 8. April 1796.                                       Iffland.«


                                                             [9]


                           »Hochwolgeborner Herr!
                        Wer  ist  fröhlicher  als  ich,  daß  ich  etwas  thun  kann,  das  Ihnen
                        Freude  macht. Sie  sind so  liebenswürdig  als  Sie groß und  Einzig
                        sind. Rechnen Sie es mir nicht für eine Unbescheidenheit an, daß

                        ich Ihnen das schreibe. Ich habe nicht den Muth es Ihnen zu sagen.
                        Doch ist es meinem Herzen ein Bedürfniß, dieses Gefühl an Ihrem
                        Gestell niederzulegen. Warum sollte Ihr Herz nicht die Äußerung
                        eines ehrlichen Herzens gut aufnehmen. Ja, Sie werden es. Ist mein

                        Verstand nicht genug, Sie so ganz wie Sie sind, zu verstehen: so ist
                        doch das was ich darüber fühle, sehr stark. Ein neues Licht umgiebt
                        jeden  Gegenstand  auf  den  Ihr  Auge  fällt.  Ich  gehe  immer  glück-
                        licher von Ihnen weg. Ich sehe Sie immer mit dieser süßen Bewun-

                        derung. Laßen Sie mich herzlich danken, für alles was Sie in mir
                        würken.
                           Ich will Ihnen nun nie mehr davon sagen. Sie wißen daß ich es
                        empfinde, das war mir nöthig.

                           Laßen Sie mich Ihrem Herzen alle das Gute wünschen, was Je-
                        dem selten begegnet und Ihnen am seltensten werden muß, je mehr
                        Sie für andre sind.
                           Ich freue mich Kindlich auf Egmont obschon ich mich fürchte,

                        neben dem Ideal einfacher Größe zu stehen, das Sie geschaffen ha-
                        ben. Nachsicht ist die Eigenheit eines großen Mannes. Darauf baue
                        ich, so wie auf meinen vollen Willen, Ihnen Vergnügen zu machen.


                        98   Ernst Pasqué: Goethe’s Theaterleitung in Weimar, 1, 1863, S. 260.






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