Page 77 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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Weimar d[en] 26[.] Aprill Iffland
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1798«
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»Gnädiger Herr!
Ewer Excellenz haben mir gestern ein frohes Fest bereitet. Die
zwei Ackte von Tankred welche hier sind, geben das lebendigste
Verlangen nach den andern! Ich hoffe noch immer das Stück den
n
18 geben zu können. Obgleich es schwer ist, bei dem Juden-
betrieb XXXVI womit ich unsere Bühne zum frischen Schacher täg-
lich drängen muß, etwas dieser Art, gut zu geben; so soll es doch
geschehen und eher soll das Stück verschoben, als schlecht gegeben
werden.
Verstatten Sie gütig dem Überbringer, Schauspieler Beth-
mann XXXVII von hier, daß er einen Augenblick Ihnen aufwarten
dürfe. Ich nehme väterlichen Theil an seiner Bildung. Um diese zu
befördern, geht er zu einigen Theatern. Für eine selbstempfangene
Güte achte ich es, wenn Sie die Ehre einiger Rollen ihm verstatten
wollen.
Sie werden einen sittlichen bescheidenen Mann von nicht ge-
meinen Anlagen finden. Die Reise wird den Muth befördern, zu
scheinen was er sein kann.
Für die Hoffnung, daß Sie mich nicht ungern wieder sehen,
danke ich von ganzer Seele. Mir zwischen Verstand Sand und
nur Verstand XXXVIII ist diese Hoffnung ein Labetrunk in den
Steppen! XXXIX
Mit innigster Verehrung
Berlin Ewer Excellenz
den 26[.] Dez[em]b[e]r 1800 Gehorsamster Diener
102
Iffland.«
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Goethe-Jahrbuch 26, 1905, S. 53 (Nr. 5)
102
Goethe-Jahrbuch 26, 1905, S. 56f. (Nr. 11)
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