Page 118 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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Bekräftigung »Es gebühret ihm die Doktorwürde« findet sich nicht
im lateinischen Wortlauf von Goethes Urkunde.
Ein weiteres Aktenstück aus dem Jenaer Universitätsarchiv
dokumentiert die Ansicht eines Universitätsanehörigen, der zu
jenem Zeitpunkt an einer weiteren akademischen Ehrung durch die
philosophische Fakultät beteiligt war. Dieser Meinungsäußerung
zufolge sollte Goethe erst gar nicht zum philosophischen Doktor
promoviert, sondern ihm lediglich ein diesbezügliches Ehrendiplom
ausgestellt werden sollte. Die Unterlagen über die mündlichen
Beratungen der Fakultät über den Ehrendoktor Goethe sind jedoch
nicht überliefert. Ein direkter Beleg über die tatsächlichen Ab-
sichten hinter diesen Vorgängen existiert also nicht.
Strenggenommen war Goethe demnach lediglich Ehrendoktor
der medizinischen Fakultät (Doctor medicinae honoris causa, Dr.
med. h. c.). Als erwiesen kann jedoch gelten, dass Goethe die ihm
zu seinem Dienstjubiläum verehrten Auszeichnungen eindeutig als
mehrfache Doktorwürde auffassen musste. In einem Aktenstück
vom 10. November 1825 spricht Goethe eindeutig »von denen zum
siebenten November ausgefertigten Docterdiplomen [die Weimarer
Ausgabe liest: Doctordiplomen] (...) von drei Fakultäten für mich.«
In Goethes Augen galt die Jenaer Ehrung sogar als Auszeichnung
von drei Fakultäten, nämlich der theologischen, der philosophi-
schen und der medizinischen. Allerdings hatte sich die theolo-
gische Fakultät de facto von Anfang an aus dem akademischen
Verfahren zur Ehrung des prominenten Dichters herausgehalten.
Ensemble
Das Weimarer Liebhabertheater unter Goethes Leitung arbeitete
bereits in wichtigen Grundzügen wie ein modernes Ensemble. Die
Zusammensetzung der Gruppe führte adelige und bürgerliche Ak-
teure zusammen, und zwar über Standesgrenzen hinaus als gleich-
berechtigte Spielpartner. Besetzungen bestanden über einen län-
geren Zeitraum, Proben und Aufführungen fanden an festen Orten
bei Hofe oder sogar in eigens dafür eingerichteten Zweckbauten
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