Page 121 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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heute engeren Bedeutung verwendet im Sinne von ›Leiter einer
Institution mit künstlerischer Ausrichtung‹, wie sie ein Museum für
bildende Kunst, ein Festival darstellender Künste oder ein Opern-
oder Schauspielhaus darstellen.
Kapellmeister
Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts bezeichnete das Wort den
musikalischen Leiter eines Orchesters von Kammer-, Hof- oder
Kirchenmusikern (→Dirigent). Die Funktion umfasste zugleich die
damit verbundene berufliche Stellung in der Art eines Amtstitels,
z. B. als »Hofkapellmeister«. Zeitgenössische Bezeichnungen wie
»Konzertmeister« sind mit Blick auf das Tätigkeitsfeld in etwa
deckungsgleich, meinten also ebenfalls zugleich das institutio-
nalisierte Leitungsamt im Unterschied zur heute eher informellen
Rollenbezeichnung innerhalb eines Orchesters. Die ebenfalls
übliche Bezeichnung »Musikdirektor« spiegelt die damit verbun-
dene Autorität und das Prestige eines Kapellmeisters. Aus heutiger
Sicht wichtig für das Bild, das wir uns von einem Kapellmeister der
Goethezeit machen können, ist die Tatsache, dass sich der
Taktstock, der heute fest mit der Vorstellung eines Dirigenten
verbunden ist, erst allmählich in der klassisch-romantischen Musik-
epoche durchzusetzen begann! Im Weimar der Goethezeit war es
daher noch durchaus üblich, dass der Leiter eines Orechsters seine
Konzerte vom mehrmanualigen Cembalo oder Hammerflügel aus
leitete. Oder der Dirigent wirkte selbst als Streicher mit, z. B. auf
der Violine. Als Dirigierwerkzeug diente oft auch einfach eine
Rolle Notenpapier! In der höfischen Musikkultur des Barock und
Rokoko waren im Übrigen noch wesentlich größere und schwerere
Taktstöcke üblich, die eher an mittelalterliche Heroldsstäbe
erinnerten.
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