Page 119 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
P. 119

statt  (Hoftheater,  Hofoper;  Redoutensäle;  Naturbühnen  und  Frei-
                        lichtheater in Schlossparks oder am Rand der Residenzstädte). Alle
                        wichtigen Funktionen waren zudem im Liebhaberensemble vertre-
                        ten:  Ausstattung,  Bühnenbild  und  Kostüme,  Dramaturgie,  Kom-

                        position und Übersetzung, Rollenfächer und Gesang. Goethe  ging
                        dabei als Autor, Leiter, Regisseur und Darsteller in Personalunion
                        voran. Als Intendant des Hoftheaters schuf er schließlich ab 1791
                        die Voraussetzungen für einen permanenten professionellen Spiel-

                        betrieb.  Dies  umfasste  eine  ausreichende  Zahl  vertraglich  länger-
                        fristig  oder  sogar  dauerhaft  gebundener  Schauspielerinnen  und
                        Schauspieler, die angemessen aus der Staatskasse bezahlt wurden.
                        So  konnten  sich  die  Bühnenangehörigen  auf  ihr  Handwerk

                        konzentrieren  und  mussten  sich  nicht  länger  zwischen  der  Kunst
                        und  dem  tagtäglichen  Existenzkampf  verschleißen  (nach  Müller-
                        Harang 1991,  S. 20).  Zudem  lohnte  sich  die  Investition  in  eine
                        Produktion viel eher, als bei den Wandergesellschaften, denn eine

                        Inszenierung konnte über einen längeren Zeitraum an einem festen
                        Ort  gespielt  werden.  Mehr  Raum  und  mehr  Mittel  ermöglichten
                        auch einen größeren Aufwand bei der Ausstattung wie Kostümen
                        und Bühnendekoration (vgl. ebd.). Das Weimarer Hoftheater konnte

                        so  über  viele  Jahrzehnte  einen  zuverlässig  budgetierten  Spielplan
                        aufrecht erhalten, der eine ausgewogene Mischung von Schauspiel
                        und Musiktheater darbot.



                                                        Hoftheater


                        Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts bestand das Theater bei Hofe
                        noch  weitgehend  aus  den  wechselnden  Gastspielen  von  Wander-

                        truppen. Nur bedeutendere Residenzstädte konnten es sich leisten,
                        feste  Theaterbauten  zu  errichten.  Das  Repertoire  der  höfischen
                        Theater  adaptierte  vor  allem  französische,  aber  auch  englische
                        Stücke;  immerhin  war  Französisch  noch  die  vorherrschende  Hof-

                        sprache.  Romane  und  Bühnenstücke  kamen  zudem  überwiegend
                        aus  diesen  beiden  Führungsnationen  der  Aufklärungsepoche.  Im
                        Musikthater dominierte dagegen Italien mit seiner in ganz Europa








                                                            117
   114   115   116   117   118   119   120   121   122   123   124