Page 126 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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sein. Er war oftmals zugleich Schauspieler, Sänger, Manager,
Regisseur und Geschäftsführer der eigenen Truppe. Hinzu kam
zuweilen noch die verwandtschafliche Verbindung, denn das
Theatervolk verbrachte viel Lebenszeit miteinander, und da waren
interne Ehen (samt späterer Trennungen und Wiedervermählungen)
sowie gemeinsame Kinder keine Seltenheit. Mit Blick auf die
Geschichte der Geschlechter ist diese Theaterwelt bemerkenswert.
So agierten nicht nur viele Actricen und Sängerinnen auf Augen-
höhe mit ihren männlichen Gegenübern auf der Bühne. In der Rolle
der ersten Liebhaberin oder gefeierten Operndiva vermochten
Frauen ihre Kollegen durchaus zu übertrumpfen. So stellte die
Theaterprinzipalin Caroline Neuber unter Beweis, dass auch die
erfolgreiche Führung einer Theatertruppe zu jener Zeit keine reine
Männerdomäne war.
Theaterdichter
Zur Zeit Goethes auch übliche Bezeichnung für einen Bearbeiter
und Übersetzer von Dramen und Libretti. Damit gehört der Theater-
dichter auch zu den historischen Vorläufern des modernen Drama-
turgen. Selbstverständlich konnte und sollte er als hauseigener
Dichter auch eigene Stücke verfassen. So war Friedrich Schiller zur
Zeit der Uraufführung seines weltliterarischen Dramas Die Räuber
als Theaterdichter in Mannheim beschäftigt.
Theaterleiter
Zeitgenössische Bezeichnung für Goethe als bestellter künst-
lerischer Leiter und Direktor des Weimarer Hoftheaters von 1791
bis 1817 (→Intendant).
Theatertruppe
Fahrende oder sogenannte Wandertheatertruppen bildeten bis etwa
1770 die wichtigste Form der Vermittlung von Schauspiel und
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