Page 66 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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                        »Dem ersten und fünften Akt, welche hier beyliegen, wünsche ich,

                        daß sie zu rechter Zeit ankommen und Ihren Beyfall einigermaßen
                        verdienen mögen. Noch manches wäre für das Stück zu thun, theils
                        um den Vortrag bequemer, theils um die Wirkung lebhafter zu ma-
                        chen.  Vielleicht  mögen  Sie  selbst  einiges  darin  retouchiren,  oder

                        mir dazu wenigstens Anlaß geben.
                           Da die Handlung des Stücks durchaus öffentlich  ist, da man bey
                        der Aufführung doch das ganze Theaterpersonal heranbringen und
                        sogar verstärken muß so habe ich gedacht, ob man nicht, um diese

                        Masse  zu  organisiren,  die  Zwischenakte  mit  Chören  ausfüllen
                        sollte? Euphanie müßte von einer guten Sängerin vorgestellt wer-
                        den, die alsdenn in den Zwischenakten glänzen und die Verbindung
                        des Ganzen bewirken könnte.

                           Ich  lege  ein  flüchtiges  Schema  XII   hier  bey,  um  Ihre  Gedanken
                        darüber zu hören. Das Stück ist nicht lang und wenn sich der Kom-
                        ponist XIII  zusammenhält, so sollte ich denken, diese lyrischen Zwi-
                        schenakte würden gerade dem Ganzen das rechte Maß geben. Ich

                        erbitte mir gelegentlich Ihre Gedanken darüber, und wünsche von
                        Herzen wohl zu leben.
                                                                      85
                           Jena am 25. December 1800. Goethe.«


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                        »Auf Ew. Wohlgeb. vertrauliche Zuschriften war ich eben im Be-

                        griff zu antworten, als ich vernahm,  daß Freund Schiller sich bey
                        Ihnen befinde.  XIV  Ich war überzeugt, daß er auch ohne Auftrag Sie
                        meiner dauernden Hochachtung und meines aufrichtigen Zutrauens
                        versichern würde.

                           Die  theatralischen  Verhältnisse  haben  so  manches  Wandelbare,
                        daß man auf Veränderungen immer vorbereitet seyn muß, und wenn
                        es  gleich  für  uns  einigermaßen  unbequem  ist,  daß  unsere  Schau-
                        spieler auf größeren, und besser ausgestatteten Theatern eine gute



                        85   Weimarer Ausg., IV. Abt., Bd. 15, 1894, S. 163f. (Nr. 4335)






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