Page 71 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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                           »Mannheim den 14. Januar 1794.

                        Wie sehr hat mich die Güte erfreuet, womit Sie meinem guten Wil-
                        len Kraft für die Zukunft gegeben haben. Es war eine liebliche Er-
                        scheinung in jedem Fall. Wie viel mehr hier, in dieser dürren Wü-
                        ste.

                           Sie sagen mir, daß Sie Vergnügen haben würden mich spielen zu
                        sehen?  Ach,  da  begegnen  Sie  einem  Lieblingswunsche  von  mir.
                        Werden Sie nicht zürnen, wenn ich ihn früh in Erfüllung setze?
                           Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen herzlich, daß Sie Ihre Hand auf

                        mich gelegt haben. Es ist nun eine Ehrenbahn, dessen nicht unwerth
                        zu sein.
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                           Iffland.«
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                           »Mannheim den 26. Julius 1794.
                        Nach  einer  Abwesenheit  einiger  Wochen,  finde  ich  bei  meiner
                        Rückkunft  Ihr  gütiges  edles  Geschenk.     XXV    Mit  wahrer  warmer

                        Empfindung danke ich dafür.
                           Mit  welcher  lebhaften  Freude  habe  ich  das  herrliche  Werk  ge-
                        lesen, womit Sie Deutschland beschenkt haben. Es ziemt mir nicht,
                        Ihnen  den  Genuß  auseinanderzusetzen,  den  ich  oft  und  jedesmal

                        neu, wieder empfinde, wenn ich damit an der Rheinspitze sitze und
                        lese. Aber das darf ich Ihnen doch sagen, daß ich die Menschen be-
                        neide, die dort am Theater leben. Diese können Sie sehen und wer-
                        den Sie hören dürfen  wenn sie hören können. Ich sitze hier und

                        sehe Landschreiber.
                           Wenn der Krieg uns zerstiebt  mögte Weimar eine Auswahl von
                        uns  treffen!  Gesicherte  Zukunft  würde  mäßige  Ausgaben  ver-
                        anlassen. Das wäre ein Leben!






                        93   Julius  Wahle:  Das  Weimarer  Hoftheater  unter  Goethes  Leitung,  1892,
                           S. 93f.






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