Page 88 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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XII ein flüchtiges Schema] Goethe legte seinem Brief einen hand-
schriftlichen Entwurf der Ausgestaltung der Chöre im Tancred bei.
Das Schema trug den Titel »Vorschlag zu lyrischen Episoden für
Tancred. Charakteristische kurze Symphonie« und findet sich
abgedruckt in der I. Abt. der Weim. Ausg., Bd. 53, 1914, S. 362f.
(Erstdruck bei Teichmann/Dingelstedt, 1863, S. 237f.; gesamter
Nachweis hier nach Apparatangaben der Weim. Ausg., IV. Abt.,
Bd. 15, 1894, S. 337). ‒ Zu dieser Konzeption des Tancred hatte
sich Goethe bereits früher (im Juli/August 1800) in einem
Briefkonzept an den Berliner Freund Zelter ausführlicher geäußert,
das Goethe offenbar nicht abgesandt hat (vgl. ebd. S. 337, sowie
auch die Wiedergabe des Briefentwurfs an Zelter, ebd. S. 337-339).
XIII der Komponist] Bezieht sich auf eine geplante Vertonung des Tan-
cred-Entwurfs. »Die Wahl eines Componisten scheint also
nunmehr Iffland überlassen zu sein. Übrigens unterblieb die
Ausführung der Chöre […].« (Weim. Ausg., IV. Abt., Bd. 15,
1894, S. 339). Iffland lehnte den Einschub lyrischer Zwischen-
spiele durch Chöre ab. Seiner Erfahrung nach kamen Choreinlagen
im Sprechtheater beim Publikum schlichtweg nicht an (vgl. ›Iff-
land an Goethe‹, Brief-Nr. 13).
XIV Schillers einziger Besuch in Berlin dauerte vom 1. bis 17. Mai 1804
und galt vor allem dem Berliner Nationaltheater mit den Auffüh-
rungen seiner Stücke unter Ifflands Leitung. Schiller wurde zu
jener Zeit in Berlin nach Kotzebue und Iffland am meisten gespielt,
weshalb Iffland beabsichtigte, seinen Theaterautor noch enger an
die Berliner Bühne zu binden. Gegenstand von Schillers
besonderem Interesse war zu diesem Zeitpunkt eine Inszenierung
seiner Jungfrau von Orléans. Aufgrund seiner chronischen
Erkrankung war Schiller praktisch mehr als eine Woche seines
Aufenthalts in Berlin bettlägerig.
XV Dem. Maas] Demoiselle Maas: »Wilhelmine Maas/Maaß (1786
Berlin um 1834). Sie kam von Iffland aus Berlin, debütierte am
Weimarer Hoftheater am 17.2.1802 und ging Ostern 1805 wieder
nach Berlin, dort bis 1816 zuletzt mit einer Gage von 1600 Rt.
jährlich.« (Ruth B. Emde: Selbstinszenierungen im klassischen
Weimar: Caroline Jagemann. Autobiographie, Kritiken, Huldi-
gungen. Göttingen 2004, S. 365, Anm. Nr. 40)
XVI Mittelsmann] Gemeint ist wohl Franz Kirms, Goethes rechte Hand
und Faktotum in sämtlichen technischen und organisatorischen
Theaterangelegenheiten.
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