Page 91 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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Wertschätzung verehrte Goethe Iffland wiederholt Buchausgaben
seiner Werke.
XXVI Es gehört zu der Unbegreiflichkeit unseres Schicksaals, daß…wir
an der Schädelstätte...Komödie...spielen müßen]. Seit dem Herbst
1795 war Mannheim von französischen Truppen eingeschlossen
und wurde in der Folge besetzt, was neben den Zerstörungen
innerhalb der Stadt zu militärischen Einquartierungen führte.
Iffland erwähnt offenbar die Einrichtung eines Kriegslazaretts an
einem dafür denkbar ungeeigneten Ort (»Antikensaal«). Iffland
setzte alles daran, den Spielbetrieb seines Ensembles aufrecht zu
erhalten, seine Theaterleute spielten also in unmittelbarer Nähe der
noch allgegenwärtigen schrecklichen Hinterlassenschaften des
Krieges. Diese Tatsache fasst Iffland in die bittere Formulierung,
dass die Schauspieler in Mannheim quasi auf der »Schädelstätte«
eines Schlachtfeldes »Komödie spielen« mussten. Zudem sollten
die Besiegten zu allem Übel offenbar »Remuneration« (wörtl.
›Vergütung‹) leisten, also inmitten von Brandruinen noch Abgaben
an die Besatzer entrichten.
XXVII durch H. Schal einen Vorschlag zu thun] Aufgrund der kriegs-
bedingten Anfechtungen für das Theater in Mannheim lässt Iffland
über den Weimarer Schauspieler Christian Heinrich Schall um
einen Aufschub seines geplanten Gastspiels in Weimar bitten. Die
Reise wurde auf einen Termin in der Osterzeit verschoben.
XXVIII die Besetzung der Spieler] Iffland übermittelte eine Besetzungsliste
für die geplante Aufführung seines Stückes Der Spieler, »[e]in
Schauspiel in fünf Aufzügen«, das erst 1798 bei Göschen in
Leipzig im Druck erschien.
XXIX Ghth.] Möglicherweise Abkürzung für die im Stück Der Spieler
vorkommende Figur des Geheimrats von Wallenfeld, gemäß zeit-
genössischer Orthografie »Geheimerrath von Wallenfeld« (A. W.
Iffland: Der Spieler. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen, Wien, 1800,
S. 2). Der benannte Geheimrat von Wallenfeld ist der Onkel des
jüngeren Barons von Wallenfeld. Die Rolle dieses Neffen spielte
Iffland.
XXX in der Bar[r]ière der Manier] Wohl (frei) nach dem Französischen:
›im Rahmen der Möglichkeiten solider Schauspielkunst‹.
XXXI Menagement] Entlehnung aus dem Französischen, nach frz.
ménager: Behutsamkeit, Mäßigung, Vorsicht (vgl. Paul Fischer:
Goethe-Wortschatz. Ein sprachgeschichtliches Wörterbuch zu
Goethes sämt-lichen Werken. Leipzig 1929, S. 853). Hier wohl
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