Page 94 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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vermeintlich  ›unwirtlichen‹  Kulturlandschaft  Berlins  und  dem
                                ›Labetrank‹  spendenden  Weimar!  Ein  ›Labetrunk‹  wird  dem
                                Armen,  Bedürftigen  oder  Unbehausten  zuteil,  in  Mythologie  und
                                Poesie  auch  gerne  aus  der  Hand  eines  halbgöttlichen  weiblichen
                                Wesens (Najade, Nymphe u. ä.). Nicht immer erhält der Dürstende
                                dabei ein festes Trinkgefäß; einen Labetrunk gibt es in der Literatur
                                auch schon einmal in die hohlen Hände.
                        XL      Tancred] Vgl. die Anmerkungen Nr. XI bis XIII im Vorigen.

                        XLI     Die Vorstellung der Athalie] »Die erste Aufführung der Athalie von
                                Racine fand nicht etwa 1801 statt, vielmehr wurde das Trauerspiel
                                am 25. Sept. 1782, die Oper erst 25. Febr. 1817 zuerst gegeben; daß
                                jenes,  wie  das  Berliner  Repertoire  angiebt,  in  der  Übersetzung
                                Raupachs  gespielt  wurde  ist  unmöglich,  da  R.[aupach;  Ergänzug:
                                R. C.] erst 1784 geboren wurde. Um was es sich hier handelt, läßt
                                sich nicht feststellen, da die Voss. Ztg. von 1801 Theateranzeigen
                                nur  bei  Benefizen und  Theaterrezensionen  gar  nicht  bringt.  Auch
                                die  zu  9  angezogenen  Zeitschriften,  die  mannigfach  über  das
                                Theater berichten, lassen hier vollständig im Stich. Die Ausdrücke
                                unseres  Briefes  über  Athalie  sind  nicht  ganz  klar.  Iffland  meint
                                wohl:  nur  die  Feinschmecker  haben  an  den  lyrischen  Partieen
                                Interesse, der große Haufe dagegen liebt das Stoffliche, er will die
                                Handlung  fort-gesetzt  und  möglichst  abgeschlossen  sehen.«
                                (Geiger 1905a, S. 80)
                        XLII    Directions Sekretair Pauli] Pauli war Theatersekretär in Mannheim
                                und Ifflands rechte Hand. Er reiste sogar nach Weimar, um seinen
                                Direktor inkognito in Verhandlungen zu vertreten.
                        XLIII    da das Publikum sie sehr agreirte] Nach einer Entlehnung aus dem
                                Französischen:  agréieren  nach  agréer  für  ›jemanden  oder  etwas
                                günstig  aufnehmen‹.  Vgl.  W. J. Jones:  A  Lexicon  fo  French
                                Borrow-ings in the German Vocabulary (1575-1648). Berlin; New
                                York 1976, S. 89.
                        XLIV     Iffland an Goethe, 4. Juni 1814; Beilage vom 2./4. Juni 1814]. Die
                                Briefe vom 2./4. sowie der nachfolgende vom 21. Juni widmen sich
                                zahlreichen  Details  des  geplanten  Epimenides-Projektes.  Da  die
                                Texte  bei  Mommsen  ediert  sind,  wird  hier  auf  die  Wiedergabe
                                verzichtet;  siehe  dazu  Die  Entstehung  von  Goethes  Werken  in
                                Dokmenten, hrsg. von Katharina Mommsen, Bd. 4, 2008, S. 24-26
                                (EGW).  Es  handelt  sich  um  die  letzten  Briefe  des  überlieferten
                                Briefwechsels.
                        XLV     Iffland an Goethe, 21. Juni 1814] Siehe EGW, Bd. 4, 2008, S. 32.








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