Page 129 - Robert Charlier: Google statt Goethe?
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Menzels berühmtes Gemälde König Friedrichs II. Tafelrunde in Sanssouci
(1850) prägte das ›Bild‹ von der Potsdamer Tischgesellschaft bis heute.
Francesco Algarotti, Pierre Louis de Maupertuis und Julien Offray de La
Mettrie sowie andere große Namen saßen beim König neben hochgebildeten
Höflingen und ranghohen Offizieren zu Tisch. Bedeutendster Gast aber war
der schon zu Lebzeiten weltberühmte Voltaire.
Musensitz
Zeitgenössischer Ausdruck der Goethezeit für einen Ort musischer Kultur-
pflege, z. B. ein Museum (nach altgriech. museion). Als fester Bestandteil
des deutschen Wortschatzes ist das Wort (erstmals) belegt in Joachim Hein-
rich Campes Großwörterbuch, das auch Goethe bereits kannte und benutzte
(J. H. Campe: Wörterbuch der Deutschen Sprache, Braunschweig, 1807-11;
zum Nachweis vgl. Charlier 2006, S. 173, Anm. Nr. 16).
Musenstadt
Gemeint ist das klassiche Weimar, also in etwa von 1772 (Berufung Wie-
lands) bis 1832 (Goethes Todesjahr). Die Analogiebildung folgt der Bedeutung
von ›Musenhof‹ unter Rückgriff auf goethezeitliche Begriffe wie Musenberg,
Musentempel oder Musensitz (alle nach Campe belegt bei Charlier 2006,
S. 173, Anm. Nr. 14-17; →Musenhof; →Musensitz).
Normativität
Normen der Kanonbildung sind diejenigen Werte oder wert ähnlichen Krite-
rien, auf dem eine Auswahlentscheidung oder Wertungshandlung beruht. Der
nor mative Charakter von Kanonkonzepten bildet die Grundlage für zahlreiche
literarische und kulturpolitische Kontroversen. Kanondebatten sind immer
auch ein Streit um ästhetische, ethische und politische Wertvorstellungen.
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