Page 16 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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des meistgespielten Stückeschreibers jener Zeit.

                           Vor  dem  Hintergrund  des  Berliner  Nachlassfundes  aus  der
                        Sammlung  des  Theaterwissenschaftlers  Hugo  Fetting  von  Anfang
                        2014  verdient  Ifflands  Rolle  als  Briefeschreiber  eine  völlig  neue
                        Erforschung  aus  den  Quellen.  Denn  offensichtlich  förderte  diese
                        Affäre  den  in  wesentlichen  Teilen  erhaltenen  Brief-  und  Doku-
                        mentennachlass von August Wilhelm Iffland als Berliner Theater-
                        leiter  aus  der  Zeit  von  1796  bis  1814  zu  Tage.  Die  immense

                        Bedeutung des Theatermannes Iffland als Korrespondenzpartner der
                        Goethezeit  vermag  die  stichwortartige  Beschreibung  des  Quellen-
                        fundes nur anzudeuten:

                           »Iffland, August Wilhelm […] Korrespondenzarchiv. Berlin […] 1796-
                           1814,  34 Bde.  mit  zus.  rund  6000  Korrespondenz-  und  Schriftstücken
                           sowie mehr als 1000 Antwortentwürfen Ifflands, darunter 33 Briefe von
                           Johann  Friedrich  Reichardt,  17 Briefe  von  August  von  Kotzebue,
                           14 Briefe  von  August  Wilhelm  Schlegel,  ein  Schreiben  von  Johann
                           Wolfgang  Goethe  sowie  Zuschriften  von  Johanna  Schopenhauer,  […]
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                           Garlieb Merkel, […].«

                        Der  einzige  offenbar  heute  noch  darin  enthaltene  Brief  von  der
                        Hand  Goethes  richtet  sich  an  Hofkammerrat  Franz  Kirms  (1750-
                        1826),  des  Dichters  Weimarer  Faktotum  in  allen  praktischen
                        Theaterfragen. Das Schreiben wird wie folgt wiedergegeben:


                           »Hierbey ein Exemplar Mahomet für Iffland. Sie haben ja wohl die Güte
                           es  ihm  mit  der  heutigen  Post  zuschicken  und  ihm  dabei  von  mir  ein
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                           freundliches Wort zu sagen.«
                        Dieser  Brieftext  steht  offenbar  im  Zusammenhang  mit  Goethes
                        Voltaire-Übersetzungen, hier insbesondere mit der Bearbeitung des


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                           Antiquariatskatalog Inlibris, Wien 2014, S. 48.
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                           Antiquariatskatalog  Inlibris,  Wien  2014,  S.  48.  Brieftext  und  -handschrift
                           sind inzwischen als »von Schreiberhand, mit e[i]g[en]h[ändiger]. Paraphe«
                           beschrieben und in die Online-Datenbank des Weimarer Repertoriums der
                           Goetheschen  Briefe  mit  Datierung  auf  den  6.  Januar  1800  aufgenommen
                           worden    (Nachtragszählung:  WA-Nr. 04176a+;  Erstdruckverweis  ebd.  auf
                           Der Spiegel 3 (2014), S. 117; Handschrift: Landesarchiv Berlin). ‒ Goethes
                           Übersetzung  von  Voltaires  Tancrède  (1760)  erschien  zusammen  mit  der
                           Übertragung des Mahomet (1742/50) im Jahr 1802 bei Cotta in Stuttgart.






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