Page 27 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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Für den heutigen Leser aufschlussreich sind auch historische
Details der Berliner Theaterwirklichkeit während der Napo-
leonischen Besetzung:
»Am 29. Dezember 1806 war die Bezeichnung ›Königliches National-
theater‹ von Napoleon gestrichen worden. Das Theater hieß fortan nur
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noch: ›La societé dramatique et lyrique Allemande de S. M. le Roi‹.«
Die Aufführungstabellen nach Isenburg im Anhang erweisen sich
beim Abgleich mit den Vorlagen bei Teichmann/Dingelstedt aus
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heutiger Sicht zwar wiederum als editorische Kompilation. Den-
noch bieten sie auf engstem Raum hilfreiche Einblicke in die
materielle Seite des Theaterlebens jener Zeit. Akribisch werden
darin nicht nur die historischen Erstaufführungsdaten der Stücke
ausgewählter Autoren der Berliner Bühne um 1800 aufgelistet
(Tabelle I, S. 254-56: Lessing, Goethe, Schiller, Kleist, Körner).
Vielmehr bietet eine weitere Zusammenstellung auch die »Ankaufs-
preise de[r] am Berliner K[öni]gl[ichen]. Theater aufgeführten
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Anmerkung zur Nachschrift von Ifflands Brief an Zacharias Werner vom
7. September 1806; zitiert nach C. Müller, 1910, S. 213; Anmerkung ebd.
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Die beiden kurzen Tabellen im Anhang der Ausgabe von Müller stellen
einen stark komprimierten Auszug aus Teichmann/Dingelstedt dar. Mit den
»Drei chronologisch-statistische[n] Tabellen« ihrer Ausgabe beziehen sich
Teichmann/Dingelstedt 1863 (S. 349-466) ihrerseits wiederum auf eine
maßgebliche Quelle. Dabei handelt es sich um das »Verzeichniß sämtlicher
Neuigkeiten der k.[öniglich-]preußischen Hofbühne zu Berlin von 1771 bis
1842 und das der Dichterhonorare von 1790 bis 1810« von R. Isenburg,
eines hohen preußischen Offiziers im Ruhestand (alle Angaben hier wieder-
gegeben nach einer zeitgenössischen Rezension der Ausgabe von Teich-
mann/Dingelstedt in Cottas Morgenblatt für gebildete Leser 57, 1863,
S. 1094). Herausgeber Dingelstedt gliederte seine Ausgabe des Teichmann-
schen Nachlasses wie folgt. I. Buch: »Eigenes« mit der auf Teichmann
zurückgehenden Abhandlung »Hundert Jahre aus der Geschichte des
königlichen Theaters zu Berlin. 1740 bis 1840«; II. Buch: »Fremdes«, d. h.
der von C. Müller übernommene Briefwechsel von Iffland und Brühl mit
Schiller, Goethe, Kleist u. a. sowie III. Buch: die »Beilagen«, bestehend aus
den auf Isenburg beruhenden Tabellen. Nach einer weiteren zeitge-
nössischen Besprechung von Teichmann/Dingelstedt 1863 sollen auch
Auswahl und Anordnung der Briefe des II. Buches auf maßgebliche
Vorarbeiten von Isenburg zurückgehen.
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