Page 34 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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stimme sollte sich Goethe unmittelbar im Anschluss an seine
Leipziger Zeit sehr bemühen. Als Berater und Freund seines
Dienstherren und Fürsten Herzg Carl August, der eine Schwäche
für schauspielernde Frauen hatte, geschah dies zunächst auf
persönlicher Ebene und in seiner späteren Eigenschaft als
maßgeblicher Weimarer Theatermacher auch offiziell. Selbst-
redend machte der Dichter der Mimin zeitweise auch poetisch den
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Hof. Doch Corona widerstand solch panegyrischer Anhimmelung
ebenso standhaft wie unzweideutigen fürstlichen Annäherungs-
versuchen und blieb sich als erfolgreiche und wohl auch eman-
zipierte Frau treu, die es verstand, sich Respekt zu verschaffen und
ihre männlichen Verehrer auf gebührendem Abstand zu halten.
Auch seiner Vorliebe für das Schauspielern kam Goethe in Leipzig
nach. Bei den Laienaufführungen im Kreise der Familie Schönkopf
war Goethe gerne dabei. Immerhin war Goethe zeitweise mit
Käthchen Schönkopf liiert, der Tochter der Familie. Der Student
der Jurisprudenz spielte Theater, wo immer sich die Gelegenheit
bot! Unter anderen leitete er dabei eine Aufführung von Lessings
Minna von Barnhelm und übernahm darin selbst die Rolle des
Wachtmeisters Werner. Goethes Leipziger Studienzeit endete an
seinem 19. Geburtstag am 28. August 1768. Der erste Bühnentext
nach seiner Rückkehr nach Frankfurt war die Komödie Die Mit-
schuldigen. Sie entstand zum Jahresende 1768 und sollte in seiner
Studienstadt Leipzig spielen.
Nach einer kurzen Unterbrechung seines Studiums und der Rück-
kehr nach Frankfurt wechselte Goethe im Jahr 1770 nach Straßburg,
um dort auf Drängen seines Vaters seine juristische Ausbildung
wieder aufzunehmen und im darauffolgenden Jahr 1771 mit dem
Lizenziat abzuschließen. Diese Phase stand ganz im Zeichen seiner
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Vgl. dazu Goethes Leipziger Widmungsgedicht: »An Corona Schröter, nach
der Aufführung des Oratoriums Santa Elena al Calvario von Hasse. Leipzig,
December 1767. || Unwiderstehlich muß die Schöne uns entzücken, | Die
frommer Andacht Reize schmücken. | Wenn jemand diesen Satz durch
Zweifeln noch entehrt, | So hat er dich niemals als Helena gehört.« (Weim.
Ausg., I. Abt., Bd. 4, 1891, S. 353)
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