Page 52 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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(heutigen) Jerusalems- und Neuen Kirche in Berlin-Kreuzberg.
Unmittelbar postum wurden ihm zu Ehren Denkmäler geplant und
Gedenkmünzen geprägt. In Gotha, der ersten Stätte seines künstleri-
schen Wirkens, erinnern bis heute die sogenannte »Ifflandeiche«
und eine »Ifflandquelle« an einen Ort im Grünen, an dem sich der
Schauspieler bevorzugt aufgehalten haben soll. Schließlich ist
unstrittig, dass Iffland zeitlebens ein großer Garten- und Lauben-
liebhaber war. Einer seiner beliebtesten privaten Aufenthaltsorte zur
Erholung von seinen strapaziösen Auftritten war ein beschauliches
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Gartengrundstück am Stadtrand von Mannheim.
Als Theaterautor wirkte Iffland zumindest unter seinen Zeit-
genossen noch sprachbildend. So sprach Goethe von einer
»ifflandischen Komödie«, wenn er unter Anspielung auf den Gehalt
eines typischen Ifflandstückes ein turbulent-komisches Alltags-
geschehen meinte. Der Dramentitel Kabale und Liebe für Schillers
gleichnamiges Stück geht auf einen Vorschlag Ifflands zurück, der
ein brillantes Gespür für zugkräftige Sprachformeln hatte. Wir
würden heute sagen: Der Mann hatte eine Nase für die griffige
›Schlagzeilen‹. Der bei Goethe in Ungnade gefallene und gechasste
Schauspieler Carl Wilhelm Reinhold (alias Zacharias Lehmann)
feierte den »Ifflandianismus« schon 1808 in einer anonym
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publizierten Schmähschrift, die gegen Goethe gerichtet war. Die
realitätsnahe »Darstellungsmanier« des Paradeschauspielers Iffland
betrachtete Reinhold dabei hellsichtig als wegweisend für das
deutsche Theater und führte sie als positiven Gegenentwurf zum
gekünstelten Weimarer Hofheaterstil ins Feld.
Das schärfste unter den Lästermäulern der zeitgenössischen
Literatur- und Theaterkritik, Karl August Böttiger (1760-1835),
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würdigte das erste Weimarer Iffland-Gastspiel im Frühjahr 1796
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Friedrich Walter: »Ifflands Garten.« In: Mannheimer Geschichtsblätter 11
(1910), Nr. 12, Sp. 250-256.
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[Anonym; eigtl. Carl Wilhelm Reinhold alias Zacharias Lehmann:] Saat von
Göthe gesäet dem Tage der Garben zu reifen. Ein Handbuch der Ästhetiker
und jungen Schauspieler. Weimar und Leipzig 1808, S. 18.
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Iffland unternahm insgesamt vier Gastspielreisen nach Weimar, und zwar
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