Page 53 - Robert Charlier: Goethe und August Wilhelm Iffland (1779-1814)
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gar mit einer ganzen Serie von ausführlichen Besprechungen. Mit
der zeitnahen Publikation setzte er dem damaligen Meister der
Schauspielkunst bereits im Titel ein Denkmal ganz eigener Art:
Entwicklung des ifflandischen Spiels in vierzehn Darstellungen auf
dem weimarischen Hoftheater im Aprillmonath 1796 (Leipzig
1796). Böttiger spielte damit auf die insgesamt 14 Vorstellungen
an, die Iffland bei diesem seinem zweiten Weimarer Gastspiel so
bravourös gegeben hatte. Ebenfalls in Reaktion auf das zweite
Weimarer Gastspiel, bei der Jean-Jacques Rousseaus Pygmalion
(1762/1775) mit Iffland in der Titelrolle (und Caroline Jagemann
als Galathée) gespielt wurde, dichtete August Wilhelm Schlegel
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sein begeistertes Sonett Der neue Pygmalion (1799) In der
historischen Biografik des 19. Jahrhunderts sollte man später sogar
mit einigem Respekt von der »Ifflandischen Schule« realistischer
Charakterdarstellung auf der Bühne sprechen (J. Kürschner, 1881).
Die moderne Theaterforschung ordnet Ifflands psychologisierende
Darstellungskunst, die realistische und naturalistische Elemente
vereinte, dem historisch auf uns gekommenen »Veristischen Stil«
zu (vgl. G. Baumbach: Schauspielstile 2012, I, S. 7-17, hier S. 16).
Goethe gehört dieser Einteilung gemäß zum »Rhetorischen Stil«.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde schließlich der sogenannte
Iffland-Ring als eine der renommiertesten Auszeichnungen für
einen Schauspieler ›deutscher Zunge‹ benannt. Die bis heute nicht
zweifelsfrei belegbare Begründungslegende will es, dass Iffland
bereits während seiner Mannheimer Zeit bis zu sieben Ringe mit
seinem Bildnis an auserwählte Schauspielerfreunde weitergegeben
jeweils im Frühjahr 1796 und 1798, im September 1810 sowie im Dezember
1812. Währens seiner längeren Aufenhalte gab er zwischen rund einem und
zwei Dutzend Vorstellungen (vgl. Wilpert 1998, S. 500f.).
67 »Der neue Pygmalion. An Iffland. || [...] Er ist’s, der Bildner redender
Gestalten: | Sein Feuerblick, sein Sang, der Arme Kraft, | Die Denkerstirn,
die tiefe Leidenschaft, | Die mächtig ringt, daß Höchste festzuhalten. || Was
zürnst du noch dem Werke deiner Hand, | Dem Spiegel deiner schöpfe-
rischen Seele, | Als ob ihm Leben zur Vollendung fehle? || Die hohe Kunst,
der sich dein Geist verband, | Schon fühlst du sie von deiner Glut erwarmen;
| Sie steigt herab und ruht in deinen Armen.«
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